Pola-negative? Gibt’s doch gar nicht, oder doch?
Dass ich mich jetzt seit einer Weile mit Polaroid Photographie beschäftige, ist ja kein Geheimnis mehr. Was aber viele noch nicht wissen, das Positiv ist nicht das Einzige, was diese Photographie hervorbringt. Zumindest nicht bei jeder Art des Sofortfilmes. Bei den Peel-of-Filmen ist es ja so, dass man das fertige Bild von dem „Müll“ abzieht. Man hat also auf der einen Seite das fertige Bild, ganz ohne Chemie. Auf der anderen Seite aber neben der Chemie auch noch die Schichten, die mit an der Entwicklung beteiligt waren. Genau da wird es spannend.
Die Chemie selber braucht man nicht . Die kann man also entfernen, da diese Chemie wasserlöslich ist, geht das auch recht einfach. Es gibt verschiedene Wege, aber im Grunde ist es immer dasselbe. Man weicht die Reste in reichlich Wasser ein und entfernt dann vorsichtig die Chemiereste. Wenn die Bilder gerade erst entstanden sind und die Chemiereste noch feucht sind, dann geht es mit etwas Einweichen fast wie von selbst. Unter fließendes Wasser und fertig. Wenn die Chemie schon getrocknet war, dann mache ich es so, dass ich vorsichtig mit den Fingern die Chemiereste unter Wasser abreibe. Mit den Fingern merkt man sehr gut, wann die Chemie weg ist und die reine Folie über bleibt.
Hat man die noch frischen Filmreste eingeweicht hat man zusätzlich den Vorteil, dass sich alle anderen Reste, die man nicht braucht auch wie von selber von der Folie lösen. Hat man die Filmreste trocknen lassen, dann muss man diese Teile noch vorsichtig entfernen.
Was man jetzt noch über hat, das ist eine Folie die auf der einen Seite, da wo die Chemie war, schon leicht erkennbar das Negativ des Bildes zeigt. Die zweite Seite dieser Folie ist mit einer schwarzen, matten Schicht versehen. Diese Schicht ist lichtundurchlässig, das muss sie auch, denn in der Kamera schützt diese Schicht ja das nächste Bild vor dem einfallenden Licht. Wenn wir ein Negativ haben wollen, dann stört uns diese Schicht aber. Wie bei Dias muss man ja durch ein Negativ durch sehen um etwas erkennen zu können. Das kann natürlich nur gehen, wenn da keine lichtundurchlässige Schicht ist. Also weg mit der Schicht.
Anders als die Chemie ist diese Schicht nicht wasserlöslich, wir brauchen also einen anderen Weg um diese Schicht herunter zu bekommen. Dazu gibt es grundsätzlich zwei Wege, einmal mechanisch, einmal chemisch. Beide Wege haben Vor- und Nachteile. Dazu aber später mehr.
Zuerst einmal der chemische Weg:
Diese Schicht auf der Folie ist für Chlorreiniger löslich. Wir müssen also einen normalen Chlorreiniger aufbringen und etwas einwirken lassen um diese Schicht zu entfernen. Ganz gute Erfahrungen habe ich da mit DanKlorix gemacht. Das ist ein normaler Reiniger auf Chlorbasis, also keine besondere Chemie aus der Apotheke oder dem Fachhandel. Wenn man diesen Reiniger auf die schwarze Schicht aufbringt, etwas einwirken lässt und dann vorsichtig über die Folie reibt, dann löst sich die schwarze Schicht. Was übrig bleibt ist die Folie. Um den Reiniger auf die Folie aufzubringen und leicht zu verreiben nehme ich normale Wattestäbchen. Die haben eine weiche Oberfläche, machen nichts kaputt und man hat sie praktischerweise eh meist im Haus
Was muss man jetzt beachten wenn man diesen Weg gehen möchte? Ich denke ich muss nichts zu den Dingen sagen, die man generell beachten muss. Also alle Hinweise, die auf der Flasche stehen, sollten natürlich beachtet werden! Was aber für uns und unser Vorhaben wichtig ist, nicht nur die schwarze Schicht auf der einen Seite der Folie ist löslich für Chlorreiniger…. Die Folie selber ist nicht empfindlich für den Reiniger, die Bildseite hingegen schon, denn die ist löslich. Man kann mit dem Reiniger also auch das Bild selber von der Folie waschen. Genauer gesagt ist das Bild so empfindlich, dass es sich sofort auflöst, wenn es mit dem Reiniger in Berührung kommt. Ein Beispiel sieht man hier. Der Reiniger ist unter die Folie gezogen und die Bildinformation ist an diesen Stellen unwiederbringlich weg. (aber es sieht nicht immer schlecht aus)
Der „richtige“ Weg ist also der auf den folgenden Bildern. Man nimmt sich eine flache Platte, in meinem Fall eine Plexiglasscheibe, und klebt die Folien auf. Dabei natürlich die schwarze Seite nach oben! Und darauf achten, dass wirklich überall Klebeband ist. Es darf an keiner Stelle der Reiniger unter das Bild ziehen können. Weil das recht aufwändig ist, mache ich direkt mehrere Bilder auf einmal, dann hat man auch die Chlorsauerei nur einmal…
Ich mache das bei mir in der Duschwanne, die ist ausreichend groß, flach und unempfindlich gegen den Reiniger. Noch dazu hat man direkt fließend Wasser da. Das braucht man nämlich im nächsten Schritt um die Folien mit viel Wasser wieder von den Reinigerresten zu befreien. Zum einen wollen wir ja selber mit dem Reiniger nachher nicht mehr in Kontakt kommen, zum anderen, wie gesagt, die Bildseite… Wenn die Folien vom Reiniger befreit sind, können die Klebebänder entfernt werden und man hat die einzelnen Folien wieder. Was man hier auf den Bildern schon sehen kann, es gibt verschiedene Filme und die verhalten sich auch unterschiedlich.
Komplett verschieden sind schwarz-weiß Film und Farbvariante. Die schwarz weißen sind vom Aufbau anders, wenn man wirklich ein Negativ haben möchte, muss man auch beim Chemie entfernen deutlich vorsichtiger sein (wenn man es einfacher haben möchte, dann scannt man die schwarz weißen „Negative“ direkt ab, ganz ohne die schwarze Schicht zu entfernen). Unterschiede gibt es aber auch in verschieden alten Filmen. Scheinbar hat hier Fuji etwas die Filme geändert.
Die einzelnen Folien, die man jetzt vor sich hat, die sind das fast fertige Negativ! Wenn man alles richtig gemacht hat und vorsichtig genug war, dann hat man jetzt eine Folie, die noch die (negativen) Bildinformationen auf sich hat. Gegen das Licht gehalten kann man das Negativ erkennen. Jetzt kommt also nur noch was man generell mit Negativen macht: man trocknet sie. Dazu hängt man sie auf und gegebenenfalls kommt unten noch ein Gewicht dran damit sie sich nicht rollen. Es gibt auch Mittel, die man nutzt damit sich keine Flecken beim Trocknen bilden. Das ist aber zum einen kein Geheimnis, zum anderen bin ich da auch selber etwas nachlässig und beschreibe es deswegen hier auch nicht besonders
Ich habe eben gesagt, dass es zwei Wege gibt…
Der mechanische Weg:
Und ich persönlich muss sagen, ich mag diesen Weg mehr. Er macht weniger Arbeit, weniger Dreck und weniger Chlorduft. Noch dazu geht er recht schnell, weil man nichts Abkleben muss. Man kann auch einzelne Bilder mal schnell machen und… ach, bevor ich total abschweife, kommen wir zur Sache. Man nimmt sich einen „Schmutzradierschwamm“. Und im Grunde ist es das schon. Genauso kurz wie die Beschreibung, genau so einfach ist es.
Man nimmt sich also die Folie und legt sie in (z.B.) die Dusche. Ich mache es so, dass ich leicht Wasser laufen lasse und die Folie mit der „Bildseite“ nach unten hinlege. Wenn man jetzt einmal das Wasser unter der Folie heraus streicht, dann „klebt“ die Folie schon etwas auf dem Untergrund. Jetzt nehme ich den Schwamm und beginne über die schwarze Seite zu reiben. Nach einem Moment löst sich die Schicht und wird mit dem Wasser weggespült. Man merkt recht gut, wenn die Schicht weg ist, dann wird das Reiben leichter. Und so geht man eben die ganze Folie entlang bis alles Schwarze weg ist. Fertig
Was ist jetzt noch zu beachten? Naja, man muss ehrlich sein, diese Art bringt ganz leichte Spuren auf die Folie. Man kann sie sehen wenn man das Negativ im Licht bewegt… Ich für mich achte darauf, dass die Spuren alle in eine Richtung laufen (reibe also nicht kreisförmig) und dass sie nur leicht sind. Dann macht es im Endergebnis keinen Unterschied. Es gibt viele verschiedene Arten dieser Schwämme, manche funtkionieren besser, manche schlechter… Das war es aber auch schon. Jetzt das fertige Negativ unter reichlich Wasser sauber machen und aufhängen. Wirklich fertig
Wenn ich die Filmreste direkt nach dem Trennen ins Wasser lege, Chemie und Reste entferne und dann die Schwammmethode nutze, dann brauche ich ca. 1 Minute pro Bild. Das ist Zeit die ich direkt nach dem Shooting aufwende und fertig. Danach muss man nur noch die Negative digitalisieren. Dazu aber vielleicht ein andermal mehr
(wenn ihr Fragen habt oder es auf meine Art mal versucht und Erfolg habt, sagt mal Bescheid … )
Euer Luk!